Dienstag, 23. Dezember 2014

Christina Rossetti: In des finstren Winters Mitte


 


In des finstren Winters Mitte
(nach Christina Rossetti)

In des finstren Winters Mitte
fiel der Frostwind stöhnend ein
die Erde war wie Eisen hart,
selbst das Wasser fest wie Stein
Auf all den Schnee, der bereits lag,
kam stets neuer draufgeschneit,
in des finstern Winters Mitte
als er kam vor langer Zeit

Himmel können ihn nicht halten,
auch die Erde nicht bestehn,
alles flieht, kommt Gott in Allmacht,
denn es würde sonst vergehn
Doch in jenes Winters Mitte
war ein Platz im Stall genug,
als der Herr der Herrn als Kind kam
und ein menschlich Antlitz trug

Wohl warn Engel und Erzengel
in dem Stall versammelt dort,
Cherubim und Seraphinen
drängten sich an jenem Ort,
und doch einzig seine Mutter,
frohe Jungfrau, die sie war,
brachte ihm durch ihre Lippen,
küssend ihn, Anbetung dar

Was kann diesem Kind ich geben,
so arm wie ich vor ihm bin?
Ach, wenn ich ein Hirte wäre
legte ich ein Lamm ihm hin
Und wäre ich ein weiser Mann,
fiele mir gewiss was ein
So bleibt mir als Geschenk für ihn
einzig nur mein Herz allein

Nachdichtung: Hugo vom Narrenkreuz, 27.12.2011