Sonntag, 29. Juni 2014

Vom Narrenkreuz





Vom Narrenkreuz

Vom Narrenkreuz, da komm ich her,
all Ihr Klugen, lasst Euch sagen,
verglichen mit dem Narrn am Kreuz
kann ich mich nicht beklagen

Ihm trieb man blind durch Hand und Fuß
die Nägel unsrer Sünden,
ihn muss ich mit gebeugtem Knie
als größten Narrn verkünden

Ist nicht ein Narr im Blick der Welt,
wer für andrer Schulden einsteht,
wer um jeden Preis die Wahrheit sagt,
auch wenn er daran eingeht?

Mein Narrenkreuz bin ich mir selbst,
muss nur meine Narrheit tragen,
Gott aber seh ich Tag für Tag
mit unsrer sich abplagen

Am Narrenkreuz, da hängt mein Herr,
hat Weisheit sich verkleidet,
denn Liebe macht zum Narren zwar,
doch hält auch den, der leidet

Wenn Gottes Torheit Weisheit ist,
die Blinde lehrt zu sehen,
ist's Narrheit kaum, am Narrenkreuz
frei Narrheit zu gestehen

Ich gesteh, ich bin kein kluger Kopf,
will ich‘s auch oft nicht einsehn,
würd ich denn sonst mit meinem Herrn
närrisch für die Wahrheit einstehn?

Mein Narrenkreuz ist Ärgernis:
Ich muss die Wahrheit sagen,
gehn auch die Klugen mir dafür
verärgert an den Kragen

Hugo vom Narrenkreuz, 7.5.2010

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