Freitag, 11. Juli 2014

Verbirgst du...






Verbirgst du dich nicht, Herr, zu gut?

Es ist nicht leicht, dich heut zu sehen
wie einst, hautnah, in Fleisch und Blut
Kaum wer hört deinen Geist noch wehen
Verbirgst du dich nicht viel zu gut?

Du machst dich klein aus freien Stücken,
dass jeder frei entscheiden kann,
ob er dich sucht - Dies scheint zu glücken,
denn kaum wer fängt zu suchen an

All unsre Ängste, unsre Nöte,
versperrn uns gern die Sicht auf dich
Wir hoffen auf die Morgenröte,
doch noch entzieht dem Blick sie sich

Wir müssen manchen Stein umdrehen,
bevor dein Eckstein drunter ruht
Erst danach kann dein Bau entstehen
Vielleicht verbirgst du dich zu gut

Du hast als Dornbusch dich verkleidet
und auch als Gegner in der Nacht
Du bist im Schmerz nah dem, der leidet,
kommst auch sonst anders als gedacht

Wenn einen Krieger wir erwarten,
dann offenbarst du dich als Kind
Mal pfeifst du laut im Friedhofsgarten,
mal flüsterst du im Sommerwind

Es ist nicht leicht, dich zu verstehen,
ich weiß nicht, ob es einer tut,
wenn wir am Kreuz dich hängen sehen
Verbirgst du dich nicht, Herr, zu gut?

Hugo vom Narrenkreuz, 11.7.14

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